Klasse Betriebssystem | 16-Bit |
CPU | x86 |
Datenträger | 3,5 Zoll 5,25 Zoll Disketten |
Preis Vollversion | 280 € |
Preis Update | 76 € |
Markteinführung USA Windows 3.0 | 22. Mai 1990 |
Markteinführung Windows 3.00a | 31. Oktober 1991 |
Markteinführung Windows 3.00a ME | Ende 1991 |
Ende Support | 31.12.2001 |
kostenlose Demodisketten von Windows 3.0 wurden in den USA verteilt.
Mit dem Start von Windows 3.0 sahen viele Fachzeitschriften den »Beginn einer neuen Ära für IBM-Kompatible Personal Computer« [1]. Was war geschehen? Zum einen erschuf das "Win 3 Team" - so nannte sich die nur 25-köpfige Windows Arbeitsgruppe bei Microsoft - in zweieinhalb Jahren ein Windows, welches durch eine neue Benutzeroberfläche komfortabler als auch professioneller als seine Vorgänger sein sollte. Der Multitaskingbetrieb, Zugriff auf noch mehr Speicher und auf Netzwerke wurde verbessert oder eingeführt. Der größte Erfolgsfaktor war allerdings, dass die aktuellen PCs der Zeit endlich genügend Rechenleistung mitbrachten um eine grafische Benutzeroberfläche anständig auszuführen.
Microsoft betrieb einigen Aufwand um Windows bekannter zu machen. Am 22.05.1990 wurde Windows vor 6.000 Menschen in New York präsentiert, Liveschaltung in alle Welt inklusive - Kostenpunkt für alle Feierlichkeiten: 3.000.000 $. Für weitere Werbung, Veranstaltungen und Verteilung von 250.000 Demodisketten wurden mindestens weitere 7.000.000 $ ausgegeben [2].
Mit Erfolg, Microsoft erreichte als erste Softwarefirma einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar, einen großen Anteil hatte Windows: 100.000 Exemplare in 2 Wochen, nach vier Monaten wurde die erste Million verkauft, die zweite dann nach weiteren 2 Monaten. Am Ende sollen es 10 Millionen Windows 3.0 Exemplare gewesen sein.
Die grafische Oberfläche ist eine direkte Weiterentwicklung des Presentation-Managers von MS-OS/2 1.x und Windows 2. Allerdings wirkt diese deutlich aufgeräumter und ist mit gedeckteren Farben Versehen. Die Fenster haben neue Symbole für die Titelleiste (Systemmenü, Maximieren, Minimieren, Wiederherstellen) bekommen, verhalten sich aber wie bisher.
Der Desktop ist weiterhin die unterste Ebene des Fenstersystems, weiterhin liegen auf ihm selbst nur minimierte Programme in Form eines Sinnbildes. Neu ist allerdings, dass man den Desktop nicht nur mit einer Farbe sondern auch mit einem Hintergrundbild versehen kann.
Die wirkliche Neuerung ist die Programmverwaltung. Während bei Windows 2 die Programme über das Dateisystem gesucht werden mussten und MS-OS/2 1.x eine eher den Charakter einer Liste hatte wird nun ein neues zentrales Element eingeführt: Der Programm-Manager.
Der Programm-Manager ist selbst ein Fenstersystem in einem Fenster. Innerhalb des Programm-Managers können ordnerähnliche Gruppen angelegt werden, in denen Programmverknüpfungen in Form von untertitelten Symbolbildern abgelegt werden können. Diese Gruppen verhalten sich innerhalb des Programm-Managers wie Fenster, man kann sie frei und überlappend arrangieren, man kann sie minimieren oder maximieren. Der Programm-Manager bietet darüber hinaus auch den Zugang auf ein Befehlsfeld, in dem man Programme über Ihren Namen aufrufen kann. Der Programm-Manager enthält auch den Befehl, mit dem Windows heruntergefahren werden kann, ist er - was Standard war - die Standardoberfläche, so Windows auch beendet, wenn der Programm-Manager beendet wurde. Die Shell war aber auch durch andere Programme ersetzbar.
Um Zugriff auf das Dateisystem zu bieten, wurde ein weiteres Programm geschaffen: der Datei-Manager (winfile). Der Datei-Manager bietet gegenüber dem MS-DOS-Fenster von Windows 1/2 eine baumartige Struktur des Dateisystems des aktiven Laufwerks. Durch ein +-Zeichen zeigen dabei Ordner an, dass diese Unterordner beinhalten. Öffnet man nun einen Ordner aus der Verzeichnisansicht per Doppelklick, erscheint ein neues Fenster mit dem Ordnerinhalt. Diese Fenster können beliebig innerhalb des Datei-Managers ausgerichtet werden. Zwischen Laufwerken musste weiterhin umhergeschaltet werden. Die dafür genutzten Symbolschalter kennen nun auch unterschiedliche Formen für Disketten, Festplatten und CD-ROM Laufwerke.
Das Zubehör weißt insbesondere in der neuen Hauptgruppe einige Neuerungen auf. So gibt es mit dem Windows-Setup jetzt die Möglichkeit die Hardwarekonfiguration ohne Neuinstallation von Windows zu ändern. Neu ist auch die MS-DOS Eingabeaufforderung. Sie dient primär als Laufzeitumgebung für DOS-Programme, verhält sich aber wie der normale DOS-Prompt. Man kann also mit den entsprechenden Befehlen selbst navigieren und Programme starten.
Auch neu gestaltet wurde die Systemsteuerung. War sie zuvor ein reines externes Programm, so stellt sie nun ein spezielles Fenster da, in dem Systemeinstellungen in Form von Plug-Ins aufgenommen werden können. Das übrige Zubehör ähnelt denen der vorherigen Windows Versionen: Write als Schreibprogramm, der Notizblock als Texteditor, die Kartei als Minidatenbank, der Kalender als persönlicher Assistent, das Terminalprogramm zur Gerätekommunikation und die diversen kleinen Hilfsprogramme.
Verändert hat sich hingegen der Taschenrechner. Er hat einen wissenschaftlichen Modus spendiert bekommen und kann fortan in anderen Zahlsystemen und anderen Funktionen rechnen. Paintbrush ersetzt das alte Paint, es bietet andere Malwerkzeuge und kann jetzt auch farbig arbeiten. Es verwendet außerdem nun das BMP-Bitmap Format.
Neu ist der Rekorder, mit diesem Programm kann man Tasten- und Mausabläufe aufzeichnen um sie zu automatisieren. Eine weitere Neuerung ist die Hilfe. Diese ist als so genannte Onlinehilfe direkt unter Windows verfügbar, frei durchsuchbar und mit Hyperlinks verknüpft. Im Idealfall ersetzt sie das Handbuch.
Unter den Spielen hat Reversi seinen letzten Auftritt in einer Windows Version, aber ein anderer Star der Zeitvernichtung wird eingeführt: das Kartenspiel Solitär.
Die Installation wurde gegenüber den vorherigen Windows Versionen deutlich überarbeitet. Zunächst startet aber das Setup in bekannter Weise in einen Text-Modus unter DOS. Hierbei versucht Windows die vorhandene Hardware zu erkennen und bietet dem Anwender an diese zu verändern, etwa mit neueren Treibern.
Nach kurzer Zeit wechselt das Setup in einen Modus, bei dem ein Basis-Windows bereits läuft. Man kann entscheiden - jetzt auch mit der Maus -, ob ein Drucker eingerichtet werden soll, oder nach Programmen gesucht werden soll. Am Ende bietet das Setup an die Systemstartdateien von DOS zu konfigurieren, bietet aber auch an, dass der Benutzer die Änderungen direkt kontrollieren kann. Microsoft hat sich allerdings nicht mit Ruhm bekleckert, was die Logik des Diskettenwechsels angeht, bei einer einfachen Testinstallation ohne Drucker musste ich 18-mal eine der 7 Disketten wechseln. Die Installationsreihenfolge (die aber vom System stark abhängt) war in diesem Fall: 1, 2, 4, 2, 3, 4, 7, 1, 3, 4, 3, 5, 3, 5, 6, 5, 4, 5, 6.
Der Start wird wie bei allen Windows Versionen, welche auf DOS aufsetzten
durch den Befehl win
ausgelöst. Windows versucht die beste
Betriebsart für den Computer zu wählen. Mit win /r
kann aber der
Realmodus und mit win /s
der Standardmodus erzwungen werden.
Windows 3.0 vereint die bei Windows 2 erschaffenen Windows /286 und /386 Editionen. Es stellt insgesamt drei Betriebsmodi bereit, und läuft als letztes Windows auf dem originalen IBM PC mit 8086/88 Prozessor, wenn dieser genügend Speicher mitbringt.
Der Realmodus entspricht in etwa der Betriebsweise von Windows 2, er dient vor allem dazu Kompatibilität zu Windows 2 Anwendungen herzustellen. Speicher über 1 MB kann nur als EMM Speicher per Treiber angesprochen werden. Bei weniger als 1 MB Hauptspeicher wählt Windows ebenfalls diesen Modus automatisch.
Der Standardmodus benötigt mindestens einen Prozessor 80286 oder höher. Dieser Modus erlaubt es ohne Umwege den Arbeitsspeicher jenseits der 640 KB Grenze für Windows Programme frei zu benutzen.
Der erweiterte Modus für 386-PCs benötigt den namensgebenden Prozessor 80386 und 1024 KB Erweiterungsspeicher. Windows kann hier auf die virtuelle Speicherverwaltung des Prozessors zurückgreifen und den Programmen mehr Speicher zur Verfügung stellen als installiert ist. Geht der Speicher zu neige kann Windows nicht gerade benötigte Speicherbestandteile auf die Festplatte auslagern. DOS-Anwendungen bekommen ihren eigenen Speicherbereich und dadurch ist es möglich diese parallel auszuführen, sofern sie nicht auf Grafikfunktionen zurückgreifen sogar in einem Fenster.
Gegenüber Windows 2 bietet Windows 3.0 folgende Veränderungen:
Eine leicht verbesserte Version von Windows 3.0, unter anderem wurde die beiliegende "himem.sys" aktualisiert. Diese Datei dient dem Zugriff auf hohe Speicherbereiche über 640 KB.
Es wurden außerdem einige Probleme mit dem Netzwerk, Dynamic Data Exchange, Druckern und Setup behoben. Dem Retail-Paket wird ein Frage-Antwort Buch hinzugefügt.
Hierbei handelt es sich um eine Windows 3.0 Version, die in der Lage ist digitale Töne von sich zu geben, Dazu wurden einige Bestandteile von Windows aktualisiert und neu hinzugefügt - wie der Mediaplayer und die CD Wiedergabe. Es wurde nur als OEM Version mit neuen PCs vertrieben. Diese mussten mindestens ein 10 MHz 286er, 2 MB RAM, Soundkarte mit Midi Schnittstelle, eine 30 MB Festplatte und ein CD-ROM-Laufwerk besitzen. Mit dieser Mindestausstattung bekamen diese Rechner das Label "Multimedia PC" (MPC) und qualifizierten sich somit für den Vertrieb dieser besonderen Windows Version. Es wurde auch gleich auf CD-ROM geliefert und ist damit das erste Windows, welches auf diesem Medium vertrieben wurde. [4]
Die Änderungen gegenüber Windows 3.00a sind:
Unter Windows 3.1 sind die meisten Bestandteile im Standardzubehör zu finden, eine Neuauflage gab es nicht.
Die Packungen für den Einzelhandel beinhalteten neben den sehr dicken Handbuch jeweils einen Diskettensatz im Format 3,5 oder 5,25 Zoll. Um diese zu unterscheiden wurde auf der Oberseite das Diskettenformat ein Aufkleber angebracht. Sicherheitsmerkmale wurden noch nicht verwendet.
Vergleicht man die amerikanische und eine internationale Version - wie die deutsche - so fällt auf, dass dasselbe Motiv nur aus einer anderen Perspektive gewählt wurde. Die US-Version ist näher aufgenommen, die Schrift auf dem Monitor klar lesbar. Bei den internationalen Versionen ist der Abstand größer und es fällt kaum auf, das der Demotext auf Englisch ist.
Microsoft vertrieb nur eine Vollversion für 280 €, Benutzern von Windows 2 wurde allerdings ein Rabatt gewährt, so dass diese nur 76 € zahlen mussten [5].
Auch gab es Bundleversionen in denen Windows mit einer Maus kombiniert wurde. Microsoft verlangte hierfür 400 €, wobei die Maus auch einzeln für eine UVP von 180 € zu beziehen war. Es gab auch einige OEM-Hersteller mit ähnlichen Paketen.
In Windows 3.0 wurde erstmals eine versteckte Entwicklerliste entdeckt. Dazu muss man auf den Desktop, also alle Fenster müssen minimiert sein. Nun drückt man die Taste [F3] und hält diese während man win3
tippt, danach schnell mit [BACKSPACE] bestätigen und die internen Emailkürzel der Mitarbeiter tauchen auf.
Als Windows 3.0 1990 erschien, war die Welt im Umbruch, nicht nur in der technischen Welt, sondern ganz real brach der eiserne Vorhang zusammen und letztlich wurde auch Deutschland wiedervereinigt. Wenn ich heute zu einen bestimmtem nahen Supermarkt fahre, passiere ich tatsächlich hin und wieder eine bis dato streng bewachte Grenze. Einfach so.
Technisch war eh alles anders. Man telefonierte noch, und nur Managertypen konnten es mobil, aber auch nur wenn sie im Auto saßen. Das D-Netz kam erst 1991 und davor waren analoge C-Netz Geräte noch verdammt unhandlich. Für Textbotschaften hätte man noch Telegramme aufgeben können, aber Festnetz war ja gut verfügbar und daher nur noch selten verwendet. Und ja selbst SMS war noch in der Standardisierungsphase und erst ab 1992 in Benutzung. ISDN als digitaler Dienst war gerade am Starten, die dicke Datenübertragungsrate von bis zu 128 KBit wusste man aber noch nicht so recht zu nutzen. Videotelefonie in Briefmarkengröße galt als die Zukunft.
Wenn man sich in den großen Computerzeitschriften jener Zeit umschaut, war der PC nur ein Thema von vielen. Amigas, Ataris usw. waren doch noch sehr verbreitet. Die ersten 486er kamen in die Läden aber mit Preisen ab 20.000 DM für 25 MHz Computer vielleicht noch nicht Mainstream. Auch der Titel „Low Cost“ Laserdrucker für ab 4.000 DM zeigt auch noch ganz anderes Preisgefüge (und ich lass mal unerwähnt, dass DM die Währung vor dem Euro war und zu dieser Zeit noch nicht mal die letzte Scheinserie eingeführt wurde und auf dem 10 DM Schein statt des Herrn Gauss noch ein Mann mit Dauerwelle war). Dennoch schaffte Windows inzwischen durch immer mehr grafische Software sich zu etablieren.
[1] Die Microsoft Story; Daniel Ichbiah; Seite 263; Campus 1993
[2] ebenda Seite 261
[3] Mr. Microsoft - Die Bill-Gates-Story; James Wallace/Jim Erickson; Seite 345;
Ullstein 1994
[4] c’t Magazin 03/1992; Detlef Borchers; Die neue Reizflut, Seite 164
[5] c’t Magazin 07/1990; Dieter Brors; OS/2-Konkurrent, Seite 28