Welches Windows kaufen?

Keine leichte Aufgabe, man hat einen neuen Computer und will dort Windows aufspielen. Die Frage ist nur welches - es gibt unzählige Generationen, Versionen und auch noch im Handel verschiedene Versionen. Die gute Nachricht vorweg, man braucht sich nur auf 3 Familienmitglieder konzentrieren: XP, Vista und Windows 7. Alle älteren Versionen sind nur im Einzelfall sinnvoll und haben inzwischen eher einen musealen Charakter, als das Sie für den Produktiveinsatz geeignet sind - es sei denn es wird für Spezialhardware benötigt, welche nicht einfach ersetzt werden kann. Auch Windows 2000 ist am Ende seiner Lebenszeit angekommen, der erweiterte Support läuft Mitte 2010 aus, und viele Softwaretitel verweigern die Installation.

Es bleiben aber immer noch genug Varianten. Vorher sollten noch einige Begriffe geklärt werden. 64-Bit Versionen sind Varianten die für x86-64 Computer geschrieben wurden, ergo es wird eine entsprechende CPU benötigt. Bei AMD sind das unter anderem alle Athlon 64 und Phenom Modelle, bei Intel primär CPUs auf Core Basis, sowie die neuen i5/i7 Serien, bei älteren Modellen - insbesondere bei Intel - und Preiswertserien muss man im Einzelfall nachprüfen, ob die CPU diese Erweiterung beherrscht. Sie bringt im ersten Moment "nur" einen erweiterten Speicherraum, 32-Bit Versionen können theoretisch nur maximal 4 GB Arbeitsspeicher ansprechen, durch die Verwendung von virtuellen Speicherorganisationen sind es im wahren Leben, um die 3 GB. Zudem kann ein Prozess nur 2 GB RAM für sich nutzen. Bei Windows fällt die Kompatibilität für 16-Bit Software weg. Man kann aber auf einen x86-64 Computer auch die normale 32-Bit Version problemlos laufen lassen!

Ansonsten sollte man sich die Windows Versionen Seite anschauen um den Unterschied zwischen Retail-Vollversion, Update/Upgrade, Systembuilder und OEM-Version genau zu sehen. Die Kurzform:

Retail-Vollversion: Karton im Geschäft enthält kostenlosen Support (via Telefon, begrenzt). Teuerste Lösung.
Update/Upgrade: Karton im Geschäft, setzt Lizenz oder Installation einer Vorgängerversion voraus, enthält Support von Microsoft. Eine Möglichkeit trotzdem eine saubere Neuinstallation zu machen findet sich hier: http://www.heise.de/....

Systembuilder: Nur Datenträger mit Lizenzaufkleber, eigentlich für PC Hersteller, enthält quasi die gleiche Software wie der Retail Karton.

OEM-Version: Kommt von einen großen PC-Hersteller, meist in Form von Lizenzaufkleber + Recoverydatenträger oder nur Dateien auf der Festplatte. Meist angepasst an den Computer mit speziellen Softwarepaketen.

Win 7
Win 7 Retail
Win 7
Win 7 Systembuilder

Windows XP

Die nach wie vor beliebte Windows Version wird zum 22 Oktober nicht mehr verkauft. Das heißt es werden nur noch Restbestände im Handel verfügbar sein. Die Hauptquelle wird daher eher der Gebrauchtmarkt sein. Wer einen heutigen Computer ausstatten möchte greift im Normalfall sowieso besser zu den aktuelleren Versionen. Ein schneller Umstieg ist aber nicht nötig, Microsoft unterstützt XP noch bis 2014 mit Updates.

Vista

Bei Vista ist die Produktpalette deutlich umfangreicher: Vista Home Basic, Home Premium, Business und Ultimate. Bis auf Home Basic setzten alle Versionen auf ein neues Grafikinterface namens Aero. Auf den ersten Blick Spielerei, wirkt ein XP oder älter deutlich altbacken nach einer Weile. Grob unterschieden unterstützten die Home Versionen keine Domänen und Netzwerktools sind vorhanden, auch gibt es wieder eine Beschränkung auf eine CPU. Business und Ultimate haben diese Einschränkungen nicht. Business fehlt das Mediacenter der Home Premium oder Ultimate. Ultimate kann darüber hinaus die Sprache des Systems wechseln, mehrere Benutzer können dabei verschiedene Sprachen haben.

Vista hat deutlich höhere Anforderungen an die Computer, die von Microsoft genannte Grenze liegt bei 800 MHz und 512 MB RAM, im Alltag profitiert Vista von Mehrkernprozessoren und ein Gigabyte Arbeitsspeicher, gerne auch das doppelte, insbesondere bei den 64-Bit Versionen. Dies ist auch neu, alle hierzulande verkauften Vista Versionen gibt es auch als 64-Bit Version.

Vista sehr viel Kritik einstecken müssen, hat sich aber seit Start entwickelt. Die Treiberlage ist deutlich entspannter (und in etwa die gleiche wie für Windows 7, sehr alte Hardware wird mit keiner der neuen Versionen laufen) und auch die Servicepacks machten Vista stabiler und agiler. Trotz dieser Verbesserungen unterliegt es in der Handhabung seinem Nachfolger. Vista lohnt sich daher nur für Schnäppchenjäger und Leute die unbedingt ein Windows 2000 Interface haben möchten (Dies existiert nicht mehr unter Win 7).

Im Handel finden sich heute (Ende 2010) nicht mehr viele Vista Angebote, die Preise streuen daher von Ausverkauf bis Mondpreis. Realistische Preise sind aber deutlich niedriger als ein Jahr zuvor. Aus preislicher Sicht kann sich ein gebrauchtes Vista aber durchaus lohnen, ich selbst habe zur Windows 7 Einführung einige Retail-Update Pakete von Vista bei einer Auktionsplattform erworben. Jedes war unter 30 € zu haben und das bei allen Versionen.

Generell waren die UVPs für die Retailpackungen sehr hoch, auch für die Updatesversionen, welche zu dem den Nachteil haben, das sie eigentlich ein INSTALLIERTES Windows voraussetzen. Bei allen Packungen, bis auf der Ultimate, waren nur 32-Bit Datenträger enthalten, Ultimate hat auch 64-Bit. Die 64er konnten nachbestellt werden. Daher ist der Interessanteste Markt der, welchen von den Systembuilder abgedeckt werden. Hier muss man sich jedoch zwischen der 32-Bit und 64-Bit entscheiden, wobei der Code für beide Versionen funktionieren würde. Wahrscheinlich ein Grund für den Wegfall der lizenzlosen Anytime Datenträger.

Windows 7

Es ist da, das neue Windows! Kauft oder baut man sich einen neuen Computer ist die wahrscheinlichste Wahl auch Windows 7. Neben der Systembuilder, bei der man sich entscheiden muss, ob man eine 32 oder 64-Bit Version benötigt, gibt es die Retail Updates und Vollversionen. Ein direktes Update (Übernahme aller Programme und Einstellungen) kann nur von einem Vista SP1 erfolgen, und auch nur innerhalb der Familien und innerhalb von 32 oder 64 Bit Versionen. In anderen Kombinationen muss neuinstalliert werden, das Update erfordert aber nicht mehr ein zuvor installiertes Windows, sondern prüft nur die Seriennummer. Der Preisunterschied ist allerdings zwischen Update und Vollversion nicht allzu hoch. Deutlich attraktiver sind die Systembuilder Versionen.

Die Produktfamilie ist zwar ähnlich groß, wie bei Vista, aber im Einzelhandel werden nur 3 Versionen hierzulande angeboten. Die Home Premium richtet sich an den normalen Privatanwender, die Professional richtet sich an Firmenkunde mit Domänen und die Ultimate bietet darüber hinaus Sprachwechsel und Verschlüsselungstools. Neu ist, das auch die Professional als Business-Nachfolger alle Mediafeatures beinhaltet. In allen Retailpaketen sind sowohl 32 als auch 64 Bit Datenträger enthalten.

Bis auf Weiteres haben Studenten die Möglichkeit für 35 € online ein Update auf Win 7 Professional zu erwerben. Bestellt man keine Datenträger, so erhält man einen Download in dem die Dateien der DVD enthalten sind (wobei man sich hier zwischen 32 und 64 Bit entscheiden muss), leider kein ISO Abbild für eine bootfähige DVD für eine Neuinstallation (Es gibt aber eine Möglichkeit einen zu erstellen: http://www.heise.de/...). Als Authentifizierung benötigt man eine Hochschulemailadresse. Alles weitere: http://www.microsoft.com/....

Ebenfalls als Aktion wurden begrenzt Familienpakete von Home Premium Update zu 149 € (und teilweise höher) verkauft, sie enthielten drei Lizenzen, wobei es ein Datenträgerpaar mit einem Code war, der aber auf verschiedenen Rechnern gleichzeitig aktiviert werden. Diese Aktion soll ab dem 22. Oktober 2010 wiederholt werden. Bereits im Juli waren Vorverkaufsversionen von Home Premium für rund 49 € schnell vergriffen (in Stunden).

Gebrauchte Lizenzen

Der Wiederverkauf von Lizenzen ist rechtlich in Deutschland unbedenklich, man sollte nur darauf achten, dass man ein vollständiges Paket erwirbt. Zwar muss Windows aktiviert werden, aber anders als bei vielen PC-Spielen, ist es in der Aktivierung im Prinzip nicht limitiert. Lediglich die Onlineaktivierung kann in einem bestimmten Zeitraum nicht beliebig oft durchgeführt werden. Die Erfahrung zeigt, da Microsoft hier keine genauen Zahlen bringt, das etwa alle 3 Monate die Onlineaktivierung wieder zurückgesetzt wird, d.h. liegt die letzte Aktivierung einer Lizenz länger zurück, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das sie sich erneut übers Internet freischalten lässt. Lediglich einige OEM Versionen lassen sich aus Missbrauchsgründen nur auf die zweite Variante aktivieren: Das Telefon.

Eine telefonische Aktivierung ist jeder Zeit möglich, dazu ruft man eine kostenfreie Telefonnummer an, gibt eine auf dem Bildschirm angegebene Zahlenfolge ein (Freisprecheinrichtung ist Gold wert) und erhält bei Erfolg eine Bestätigungszahlenfolge zurück. Liegt die letzte Aktivierung erst kürzlich zurück erfolgt in der Regel ein Frage-Antwort-Spiel per Computer, ob die Lizenz schon mal aktiviert wurde und auf wie vielen PCs sie installiert wurde. Die Richtige Antwort darf dabei natürlich nur ein PC lauten. Geht etwas schief, wird man mit einem Hotline Mitarbeiter verbunden, der die Eingaben noch mal prüft.

Ein spezielles Thema sind gebrauchte OEM Lizenzen, speziell - weil häufig - bei XP. Bei Ebay findet man dort massenweise und sehr günstige Pakete aus Lizenzsticker, CD (meist Fremdsprachig) und OEM-Heftchen. Rechtlich ist dies nicht unumstritten, der Verkauf "gebrauchter Lizenzen" ist zwar erlaubt, doch ist das wie umstritten. Nach Microsoft Meinung muss das Komplettpaket aus Lizenzsticker (COA), Handbuch und aller Datenträger veräußert werden. Leider sind die Sticker so designt, das sie sich nicht leicht ablösen, sehen deswegen meist ramponiert aus, und da viele Computerhersteller auf Datenträger und Handbücher verzichten ist auch die Beilage nicht so einfach. Weshalb viele Händler meist irgendwelche Datenträger mitgeben, welche nicht unbedingt auf jedem Computer installierbar sind, und auch nicht immer in deutscher Sprache sind. Günstiger kommt der Bastler allerdings nicht an eine legale Lizenz, sollte aber evtl. Zugang zu unveränderten Systembuilder Datenträger haben.

Aktuelle Betriebssysteme bekommt man gebraucht nur unwesentlich billiger. Teilweise streuen die Preise bei Onlineauktionen deutlich. Hier heißt es Geduld bewahren und nicht ins Auktionsfieber zu geraten.

MSDNAA

Die günstigste Quelle für Microsoft Lizenzen ist die MSDNAA. Dies ist ein Programm an vielen Hochschulen, wo mindestens ein Teil der Studenten kostenlos sich Lizenzen besorgen können. Diese können sie auch Privat nutzen und laufen auch nicht nach dem Studium ab.

Preise vergleichen lohnt

Zwar gibt Microsoft unverbindliche Preisempfehlungen, aber viele Händler liegen meist um einiges drunter. Die üblichen Preissuchmaschinen helfen einem dort weiter. Allerdings sollte man darauf achten, was dort verglichen wird. Hinter so mancher "Vollversion" mit einem hübschen Kartonbild versteckt sich in Wahrheit eine Systembuilderversion und damit bei Vista und Win 7 auf jeden Fall eine Festlegung auf die Bit-Version.

Kurzfazit

Nochmal die Kurzfassung der Empfehlungen: Wer einen neuen Computer in den letzten paar Jahren gekauft hat, kann sich Windows 7 schnappen. Zuhause langt Home Premium allemal, nur wer eine Domäne verwendet braucht Professional. Wer upgraden kann, sollte sich auch das Update holen, alle anderen sind mit der Systembuilder besser bedient. Je nach RAM Ausstattung in der 32-Bit oder 64-Bit Variante. Wer mittelfristig auf 64-Bit umsteigen möchte, erst aber noch an 32-Bit festhalten möchte, kann sich auch die Retail Version besorgen, hier sind beide Varianten möglich, der Aufpreis ist vertretbar.

Wer sich noch ein XP besorgen möchte, sollte eher in den Gebrauchtmarkt gehen, hier ist viel Sparpotenzial, allerdings muss man aufpassen. Vista kann man noch nehmen, wenn der Preis stimmt.

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